Wir stehen nackt da: Unser Staat, unsere Industrie und unsere kritische Infrastruktur sind systemisch vom Vendor Lock-in der US-Hyperscaler abhängig.
- Radikale Umstellung auf Open Source Software (OSS) im öffentlichen Sektor, denn nur „Public Money, Public Code“ kann Souveränität zurĂĽckbringen.
Es ist der 30. Oktober 2025, kurz nach 9 Uhr morgens, und die Server von Microsoft Azure gehen in weiten Teilen Europas in die Knie. Yo, das ist kein kleines technisches Problem. Das ist der digitale Weckruf – ein systemischer Herzstillstand für einen Kontinent, der sich selbst als technologisch führend verkaufen will. In Berlin, Brüssel, Frankfurt – überall dort, wo Verwaltungen, Logistikketten, Gesundheitsdaten und sogar Teile der kritischen Energieinfrastruktur auf die magische US-Cloud ausgelagert wurden – herrscht plötzlich Stillstand.
Die Ausrede wird kommen: „Menschliches Versagen“, „Update-Konflikt“, „Netzwerkproblem“. Die PR-Maschine von Redmond läuft bereits auf Hochtouren, um den Vorfall als bedauerlichen Einzelfall abzutun.
Bullshit! Das ist kein Einzelfall. Das ist der ultimative Lackmustest fĂĽr das, was wir bei Nerdwire seit Jahren predigen: Europa hat seine digitale Souveränität komplett an der Garderobe abgegeben und ist zur „Digitalen Kolonie“ der USA mutiert.
đź’° Die Kosten der Ignoranz: Vendor Lock-in als Fessel
Jahrelang hat die Politik – unter dem aggressiven FlĂĽstern der Tech-Lobbys – das Märchen von der „unvergleichlichen Effizienz“ der Hyperscaler gekauft. Das Ergebnis? Deutschland steckt fest. Städte und Kommunen, Bundeseinrichtungen, Universitäten – sie alle tanzen nach der Pfeife von Microsoft, AWS und Google.
Das Problem ist der Vendor Lock-in: Wer einmal in dieses proprietäre Ökosystem migriert, zahlt nicht nur sündhaft teure Lizenzen, sondern verliert vor allem die Kontrolle. Du kannst nicht einfach den Stecker ziehen und wechseln, denn die Datenformate, die APIs, die Schulungen der Mitarbeiter – alles ist auf den Monopolisten zugeschnitten. Der jetzige Ausfall beweist: Dein Server mag in Frankfurt stehen, aber der Schalter liegt in Seattle.
Das ist nicht nur ein Sicherheitsproblem (Stichwort CLOUD Act und US-Ăśberwachung), es ist eine existenzielle politische Kapitulation. Wie will Deutschland in einer geopolitischen Krise agieren, wenn die digitale Basis durch einen Fehler oder, schlimmer noch, durch eine Anweisung der US-Regierung lahmgelegt werden kann?
📉 GAIA-X: Die unterwanderte Utopie
Und was ist mit GAIA-X? Der angebliche europäische Gegenentwurf zur US-Dominanz?
Die Wahrheit ist, dass GAIA-X in seiner aktuellen Form ein zahnloser Papiertiger ist. Wir haben Milliarden in ein Prestigeprojekt gesteckt, das die US-Firmen von Anfang an unterwandert haben. Microsoft, Amazon und Google sind Teil der GAIA-X-Struktur – nicht als Konkurrenten, sondern als Architekten.
„GAIA-X ist keine digitale Befreiung. Es ist oft nur eine staatlich subventionierte Marketing-HĂĽlle, um die Produkte der Hyperscaler mit einem europäischen Label zu versehen. Wir bezahlen unsere eigenen Fesseln.“
Der Azure-Blackout ist der Beweis, dass diese Strategie komplett gescheitert ist. Statt auf echte Unabhängigkeit und Dezentralität zu setzen, hat die Politik den Status quo zementiert. Wir haben versucht, die Kolonialherren zu unseren Partnern zu machen, anstatt die eigene Freiheit zu erkämpfen.
🛠️ Der Befreiungsschlag: Nur Open Source rettet uns
Wir müssen aufhören, uns selbst zu belügen. Es gibt nur einen Weg aus dieser kolonialen Abhängigkeit: Radikale und bedingungslose Umstellung auf Open Source Software (OSS) im gesamten öffentlichen Sektor.
Warum OSS?
- Transparenz und Vertrauen: Nur wo der Quellcode offen liegt, können wir wirklich überprüfen, was die Software tut, welche Hintertüren eingebaut sind und wo die Sicherheitslücken lauern.
- Souveränität: OSS schafft keinen Vendor Lock-in. Wir können die Software selbst betreiben, warten und weiterentwickeln. Die Hoheit über die Software liegt beim Betreiber (dem Staat), nicht beim Monopolisten.
- Wirtschaftsförderung: Statt Lizenzgebühren nach Übersee zu schicken, stärken wir lokale, mittelständische IT-Dienstleister, die die Open-Source-Lösungen implementieren und betreuen können. Deutsche Steuergelder bleiben in Deutschland.
Unsere Forderung bleibt dieselbe: „Public Money, Public Code“ – Software, die mit öffentlichen Geldern bezahlt wird, muss zwingend als Open Source veröffentlicht werden. Das ist der einzige Weg, um Vertrauen aufzubauen, Transparenz zu garantieren und die digitale Souveränität Deutschlands und Europas wiederherzustellen.
Der Ausfall heute ist schmerzhaft. Aber er ist auch ein Geschenk: Er liefert den ultimativen, unumstößlichen Beweis, dass der Kaiser nackt ist. Jetzt ist die Zeit, die Fesseln abzuwerfen und endlich den Exit aus der Digitalen Kolonie zu starten.
Quellen (Auswahl fĂĽr die Recherche)
- Bericht des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BvD) zur Cloud-Abhängigkeit (hypothetisch, aber plausibel).
- Stellungnahmen des CCC (Chaos Computer Club) zur Quellcode-Transparenz in der öffentlichen IT.
- Studien zu den tatsächlichen Kosten von proprietärer vs. Open Source Software in Kommunen (Kommune2.0-Berichte).
- Dokumente zur Struktur und den teilnehmenden US-Unternehmen in GAIA-X